Eine Hommage an meine Omi

Letztens stand ich in der Küche und bereitete mein Frühstück vor. Es war ein eisig kalter Wintermorgen mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Ich zog vegetarischen Schmalz aus dem Schrank und bestrich eine Scheibe Vollkornbrot damit. Danach kam noch Aprikosengelee drauf und etwas Salz. Als ich reinbiss, saß ich gefühlt als Kind im Esszimmer meiner Großeltern: ‚Julie, schau mal, hier ist noch der gute Gänseschmalz von Weihnachten. Hmmm, probier mal wie lecker der ist.‘ Typische Sätze meiner Omi, die jedes, wirklich jedes Essen mit einer Begeisterung und Freude servierte, als sei es das größte Geschenk überhaupt. ‚Und ich hab Dir ein wunderbares Ei gekocht und hier ist noch die köstliche Leberwurst…‘ Jedes Essen ein Fest, ein Geschenk und das überhaupt Schönste, was meine Omi ergattern konnte. Aber nicht nur das Essen, sondern auch jedes Getränk war etwas Besonderes. Sogar der Hagebuttentee schmeckte anders bei ihr. Wahrscheinlich war es die Liebe und Begeisterung, mit der sie alles servierte, die mich jetzt noch fasziniert.

Und Opi bestätigte ihr dies alles mit einem feuchten Kuss auf den Mund. Meine Eltern haben sich nie so geküsst, aber meine Großeltern waren immer irgendwie verliebt bis ins hohe Alter. Als Kind fand ich es seltsam und lustig zugleich. Mein Opa wollte auch eigentlich nie auswärts Essen gehen: Die Omi kochte doch am Allerbesten. Doch sie ging überaus gern ins Restaurant und genoss es, wenn meine Eltern sie einluden.

Und sie stand für mich gefühlt als Kind immer in der Küche und kochte und backte Kuchen – ja, 12 Eier sind in dem besonderen Zitronenkuchen, den alle aus der Familie mit Freude verschlangen. Und all die anderen Gerichte, Kuchen und Plätzchen, von denen ich jetzt gerne ein Rezept hätte.

In jener Küche, in der gekocht und gebacken wurde, tanzte und sang sie auch mit mir. Oder im Wohnzimmer, wo Opi oft seine Pfeife rauchte oder Zeitung las. Wir tanzten zum Schnee-Schnee-Schneewalzer oder sie sang Lieder von Hildegard Knef mit tiefer Stimme nach. Wenn ich mittags meinen Teller aufgegessen hatte, bekam ich etwas Geld in mein Sparschwein. Man muss dazu sagen, dass ich ein dünnes, schlecht essendes Kind war, das lieber vor dem Mittagessen mehrere Gläser Orangensaft heruntertrank oder von allerlei Süßkram begeistert war, was mir schon vor der Einschulung mehrere Zahnarztsitzungen bescherte…

Manchmal denke ich auch an die Momente, wo ich auf der Fensterbank saß in der besagten Küche und darauf wartete, dass meine Eltern mich abholten. Und ja, so schön es dort war tagsüber, am liebsten schlief ich eben zuhause, weil ich meine Familie schnell vermisste, das Gästebett mit der laut tickenden Uhr an der Wand nicht mochte und zuhause natürlich auch nichts verpassen wollte.

Wenn ich krank war, folgten Besuche mit der natürlich besten Ananans, die der ganze Coop im Sortiment hatte und Säften und guten Äpfeln neben ein paar Bonbons – die Tüte in ihrer Hand war immer groß und voll. Sie war auch diejenige, die ich beim Einkaufen noch zu ein paar HubbaBubbas und Maoam überreden konnte, während dies bei meiner Mutter meist nicht funktionierte.

Sie schlug für mich Purzelbäume, machte im hohen Alter Hand- und Kopfstände an die Tür, wobei sie auch in sich zusammensackte und ich mich kaputt lachte. Sie machte so ziemlich alles, um mich bei Laune zu halten: wir bastelten Apfelmännchen und Figuren aus Kastanien, wir spielten Feder- und Treibbal, schwammen im See um die Wette und kuschelten im großen Bett bei ihr am Morgen, während mein Opa den Nachrichten lauschte aus dem großen alten Radio auf dem Nachttisch. Sie erzählte die besten, lustigsten aber auch traurigsten Geschichten und Märchen mit entsprechender Mimik und Gestik. Wie ich später erfuhr, schrieb sie Geschichten an Zeitschriften, die dann auch veröffentlicht wurden oder ein Theaterstück für Kinder.

Omi stand immer fröhlich strahlend in der Tür und sagte: Komm(t) rein in die gute Stube. Und ja, es war die Gemütlichkeit und Herzlichkeit dort, die für alle so einladend war. Die ganze Verwandtschaft kam dort immer wieder zusammen. Am Schönsten war natürlich das gemeinsame Weihnachtsfest mit allen. Für meinen Opa das Fest der Fülle, das wochenlang geplant wurde. Ich weiß jetzt noch, wie alles dort geschmeckt hat.

Ihre guten Geschichten erzählte ich dann teilweise auch den Kindern in der Schule und die Kinder liebten sie wie ich damals. Aber es gab eben auch ihre traurigen Geschichten aus dem Krieg und viele Tränen über Verluste und dramatische Erinnerungen. Vielleicht hat sie mir zu viel erzählt, aber ich war irgendwie ihre Vertrauensperson. Ich habe gelernt, dass überall, wo Licht ist, eben auch Schatten fällt und beides zum Leben dazugehört. Und dass Lachen und Weinen manchmal nah beieinander liegen in emotionalen Momenten.

Irgendwann vor meiner Einschulung biss sie irgendein Mistvieh beim Himbeerepflücken in unserem Garten. Sofort kam sie mit einer schweren Hinhautentzündung in die Uniklinik und wäre fast gestorben. Doch sie stand wieder auf, obwohl sie wohl jahrelang unter diesem Vorfall litt und Schlafprobleme hatte.

Aber auch mein Opi hat mir den richtigen ‚Schubs‘ in wichtigen Momenten gegeben: Meine eine Schwester versuchte wochenlang, mir Fahrradfahren beizubringen. Es endete in Frust auf beiden Seiten. Es setzte mich unter Druck. Doch eines Tages nahm Opi die Stützräder ab, sagte: ‚Hopp, setz Dich drauf, ich schieb Dich an.‘ Und plötzlich fuhr ich einfach los, fühlte mich frei wie ein Vogel, und er rannte mir in diesen komischen Clocks die Straße hinterher und lachte und rief: ‚Brems, Julie!‘ Und ich fuhr weiter und lachte und war so stolz auf mich. Und er lief hinter mir so schnell er konnte in diesen unmöglichen Laufschuhen und fürchtete, dass ich fallen könnte und ich erwartete schon fast, dass er hinter mir hinfiel. Aber das Gefühl, endlich Radfahren zu können, war so überwältigend, dass ich weiterfuhr ohne böse Absichten. Alles ging gut. Ich bremste irgendwann. Er bremste hinter mir außer Atem. Danach umarmten wir uns: ich war so glücklich und selbstbewusst. Meine Großeltern machten einfach jeden Quatsch mit. Sie spornten mich an in Kreativität und Humor.

Omi verteidigte auch später meine erste Teenager-Liebe, die meinen Eltern ein Dorn im Auge war. Und ich bekam meinen ersten Kuss, als meine Großeltern das Haus hüteten, weil meine Eltern auf einem Kongress waren. Sie war tolerant und neugierig, romantisch durch und durch. Sie vertraute mir und umgekehrt. Wir hatten unseren eigenen Humor.

Irgendwann wendete sich das Blatt und ich begann nach dem Abitur für meine Großeltern Essen einzukaufen und zu kochen, als sie tüddelig wurden. Ich lief in den Schrebergarten, um Obst und Gemüse zu ernten, weil es Opi nicht mehr konnte. Es machte mir Spaß. Doch irgendwann stand ich mit der Feuerwehr vor der Tür und musste sie aufbrechen lassen, weil meine Omi schlimm gefallen und mein Opa bereits im Krankenhaus war. Ich besuchte sie täglich und kümmerte mich viel um meine Großeltern, die mir so viel Gutes und Wichtiges mitgegeben hatten.

Als ich für ein Auslandssemester nach Amerika ging, telefonierten wir regelmäßig. Dann weinte sie, sagte aber, dass sie nur etwas erkältet sei, ich es dort genießen sollte und wie stolz sie auf mich sei. Aber dass sie mich auch sehr vermissen würde. Dann heulten wir beide. Sie und mein Vater waren meine größten Unterstützer bei allem, was ich tat und wovon ich träumte. Diese Kraft und Unterstützung behalte ich für immer im Herzen. Es ist das Prinzip von ‚Wurzeln und Flügeln‘ nach Goethe.

Sie lebte lang und wurde fast 100 Jahre alt. Immer, wenn ich sie später im Pflegeheim besuchte, waren dies besondere Momente. Sie war voller Verzweiflung über meinen kranken Vater und trauerte bei seinem Tod mit mir um ihn. Sie war immer mein besonderer Halt in schweren Zeiten.

Als sie später als schwerer Pflegefall nur noch im Bett lag, kaum mehr sprechen konnte und ich ihr dann aus einem Buch kleine Geschichten vorlas, dachte ich manchmal, sie hätte mich nicht wahrgenommen. Doch dann kullerte eine Träne aus ihrem Auge und ich wusste, dass sie meine Anwesenheit spürte. Manchmal fasste sie auch meine Hand ganz fest und erzählte mir noch bestimmte Momentaufnahmen aus ihrem spannenden Leben. Als müsse sie noch etwas loswerden.

Viele Jahre nach ihrem Tod sehe ich noch ihr Lachen, wenn ich zum Einkaufen gehe oder höre ihre liebe Stimme, wenn ich bestimmte Dinge mache. Ich glaube, meine Begeisterung für gutes Essen und Genuss habe ich definitiv von ihr – und den Satz, dass man jeden Tag positiv sein und den Menschen mit einem Lächeln begegnen sollte, auch wenn einem nicht immer danach ist.

Julia’s Lifestyle & Trends: Urlaubsmomente und Erkenntnisse

Ab dem 3. Tag kam ich langsam in den Entspannungsmodus. Ich kannte mich nun besser aus und wusste bereits, welche meine Lieblingsplätze vor Ort waren. Der Wind war abgeflaut. Ich kaufte mir eine Taucherbrille (sowas hatte ich als Jugendliche zuletzt benutzt), tauchte im Meer unter und schaute mir die Fische in meiner Nähe an. Durch all die Felsen drumherum musste ich an den Film ‚Im Rausch der Tiefe‘ denken und die Anfangsszene, in welcher der Junge im griechischen Meer einer Muräne begegnet. Wollte ich wirklich wissen, was um mich herum schwamm oder in einer Felsspalte saß? Sobald ich auch nur den Ansatz einer Qualle sehen würde, hätte ich keine Lust mehr auf Baden im Meer. Letztes Jahr in Lignano war ich fröhlich herumgeschwommen bis ich kurz darauf vom großen Steg ins Meer geblickt und viele riesige Quallen entdeckt hatte. Ich zog die Brille wieder ab.

Der Wetterbericht deutete etwas Regen und Gewitter an. Ich hörte bereits von den schrecklichen Unwettern und Regenfällen im Norden Griechenlands. Hoffentlich würde jetzt nicht das Wetter kippen, wo ich doch jede Minute Meeresbrise kombiniert mit Sonne genoss. Zuhause konnte das Wetter ebenso herrlich sein, es war aber einfach kein Vergleich zu solchen Momenten der Weite mit der salzigen Luft dazu.

Naturstrand / Kreta

Später wanderte ich zu dem kühlen Pool, an dem ich am liebsten lag, schwamm ein paar sportliche Bahnen (es wurde mal Zeit…) und flezte auf der Liege herum oder las meinen neuen Roman von Benedict Wells. Ein kleiner Vogel hüpfte um mich herum, dem ich ein paar Brotkrumen zuwarf. Er machte mit seinem kleinen Kamm auf dem Kopf lustige Pfeiftöne. Durch den Sturm hatte ich bisher keinen Vogel außer Möwen wahrgenommen. Im April auf Mallorca musste ich nachts immer ein bisschen schmunzeln, weil ein Vogel ein Geräusch machte, als würde ein Segelmast an irgendein Metall dranquietschen, dann aber schnell feststellte, dass dieses Geräusch von einem weiteren Vogel erwidert wurde. Offenbar waren das sehr eigenartige nächtliche Paarungsrufe gewesen.

Am Abend saß ich wieder in der bekannten Runde, doch nun wurde mir am Büfett klar, wie manche Leute sich eigentlich aufführten. Man konnte ihr Benehmen auf Alltags- oder Berufssituationen übertragen: Die dominante, kräftige Mutter und deren Tochter (wie aus dem Gesicht geschnitten), welche jeden in der Nähe uncharmant überrumpelten oder beinahe den Löffel aus der Hand rissen. Nach dem Motto: Nimm Dir das Beste, Kind! Setz Dich immer durch – notfalls mit Gewalt! Ich verstehe, dass Männer vor solchen Frauen Angst haben. Meine gute Laune ließ ich mir davon natürlich nicht nehmen. Ich beobachtete die beiden einfach immer wieder und dachte mir weitere Szenarien über die beiden aus.

Nach einem lustigen Abend mit meinen sympathischeren Urlaubsbekanntschaften schlummerte ich später zufrieden in meinem Bett ein… bis es einen lauten Knall gab. Ich schreckte hoch, rannte zur Balkontür. Ein helles Leuchten und ‚Bähmmmm‘ – ein erneuter Knall statt Donnergrollen. Ich machte die Tür dicht, der Himmel leuchtete wild und schon prasselte der Regen gegen die Fenster, obwohl der Balkon groß und überdacht war. Ich kuschelte mich zurück ins Bett und hoffte, dass keine schrecklichen Unwetter über die Insel fegten. Ich musste immer wieder an griechische Sagen und Mythen denken – in diesem Moment an Zeus und Hera.

Am nächsten Morgen war mein Balkon voller Wasser und das Licht ein anderes. Das Meer hatte eine andere Farbe – es sah nahezu karibisch aus.

Durch den Regen schien die eher trockene Gegend wie zu neuem Leben erweckt. Auf den nassen Wegen krochen kleine Weinbergschnecken entlang. Eine Frau hatte mir erzählt, dass sie kurz zuvor nachts einen Skorpion auf dem Weg entdeckt hatte. Ich sah nun einige dieser Vägel mit dem kleinen Kamm auf dem Kopf. Ich vermute, dass es Haubenlerchen waren.

Doch kaum war ich richtig auf Kreta angekommen, rückte auch schon wieder die Rückreise in meinen Blickwinkel. So nahm ich in den verbleibenden zwei Tagen alles noch bewusster wahr und freute mich innerlich immer wieder darüber, diesen Urlaub gebucht zu haben. Das nächste Mal würde ich länger verreisen. Ich war seit Jahren nur auf Kurztrips programmiert. Auf meinem Handy erschienen zwischendurch auch nervige Nachrichten. Doch sobald ich mich hätte ärgern können, blies die Meeresbrise alles Beschwerliche davon. Ich war jetzt mal nicht erreichbar und das war gut so. Ich sog lieber noch alles Positive auf, um mich zu stärken.

Mein Fazit dieser Tage und Reise: Ich hatte wunderschöne Tage auf Kreta. Ich habe etwas Neues ausprobiert. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit dort waren großartig. Ich habe wie früher auf Ibiza zu Technoliedern unter freiem Himmel getanzt und Pilates mit Blick auf das Meer gemacht. Ich habe neue Leute kennengelernt und mich auch ganz mit mir alleine erholt. Die Farbe und Bewegung des Meeres waren jeden Tag eine andere. Jeder Tag erschien mir in einem neuen Licht und Farbspiel. Ich habe die bisher besten Fleischtomaten gegessen und den mildesten Orangensaft getrunken – neben all den anderen Köstlichkeiten. Und meine Haut war bei meiner Rückkehr so schön wie lange nicht. Es ist eine andere Bräune. Das ägäische Klima hat mir richtig gut getan und nach einer ungewollt langen Pause habe ich mich neu in Griechenland und nun in Kreta verliebt.

Julia’s Lifestyle & Trends: Mein Urlaub auf Kreta – Part 2

Nach dem leckeren Frühstück lief ich zuerst zum Hauptstrand. Es war immer mein Ritual, schnellstmöglich das Meer zu begrüßen, weil ich es einfach liebe. Wie ich vorher gelesen hatte, handelte es sich um einen Kieselstrand, was mir überhaupt nichts ausmachte. Die Bucht war aufgrund der Felsen etwas windgeschützter, das Wasser kristallklar. Ich sah einige Leute schnorcheln. Doch bevor ich mich dort niederließ, wollte ich zuerst mehr von der Anlage sehen und vor allem noch mal mein Zimmer checken. Irgendwie fiel der Superior Meerblick nicht ganz so aus, wie ich mir das für den Aufpreis vorgestellt hatte.

Der Wind blies stark und die Tür schlug erneut laut hinter mir zu. Das Zimmer war hell, modern und richtig schön. Ich lief auf den Balkon, prüfte den Ausblick und griff zum Telefon, um das zu klären. Ergebnis war, dass ich – aufgrund der wirklich wunderbar herzlichen Guest-Relation-Mitarbeiter – kurz darauf in ein anderes Zimmer genau auf der anderen Seite der weitläufigen Anlage umzog: mit bestem Ausblick auf’s Meer und einen herrlichen Garten mit Pool. Ich war happy.

Der Tag war sonnig, aber so stürmisch, dass sich einige Urlauber darüber aufregten. Ich googelte, dass es sich um den sogenannten ‚Meltemi‘ handelte, einen Schönwetter-Wind aus dem Norden, der typisch für die Sommermonate in der Ägäis ist. Langsam verstand ich, warum hier hauptsächlich Kieselstrand war. Der Sand wäre einem von allen Seiten in die Augen und Ohren geflogen.

Ich lief mit meiner Badetasche herum, prüfte die schönsten Plätze und schoss jede Menge Fotos. Ich dachte an den Club auf Mallorca, der ganz anders gewesen war. Ich fing an zu vergleichen und stellte schnell fest, dass das Unsinn ist, weil dieser Club ganz neu und die Vegetation natürlich auch eine andere auf Kreta war.

Endlich im Spa angelangt, entdeckte ich auch den tollen Infinty-Pool. Es gab hier so viele Möglichkeiten, dass ich gar nicht wusste, was ich zuerst machen sollte.

Mittags naschte ich mich erneut durch das Büfett. Ich genoss diese Mittagszeit auf der leicht schattigen Terrasse.

Danach lief ich zum Strand, suchte mir eine Liege mit Schirm aus und hüpfte bald ins Wasser, das angenehm warm war. Danach starrte ich einfach auf’s Meer. Ich kann da einfach ewig draufschauen, so wie ich auch auf Zugfahrten oder im Flugzeug ewig aus dem Fenster gucken kann, ohne sonst irgendwas zu tun … es gab hier so viele Sportmöglichkeiten, aber ich war unglaublich faul.

Am Abend lernte ich die ersten anderen Alleinreisenden kennen. Es kostete doch immer Überwindung – andererseits bucht man so einen Club-Urlaub, um eben besser Anschluss zu finden. Ich führte nette Gespräche. Wie im Urlaub davor fiel mir auf, dass ich stets auf Leute traf, die aussahen oder redeten wie irgendjemand aus meiner Verwandtschaft. Als wäre jemand Altbekanntes in diese neue Person geschlüpft. Ich habe auch mal gelesen, dass man sich selbst, egal wie weit weg man von zuhause ist, immer mitnimmt. Eine Reise bringt Distanz und Ablenkung sowie eine neue Perspektive auf gewisse Themen, gelöst sind sie dadurch aber nicht.

Später saß ich noch mit einigen an der Pool-Bar zusammen und schlürfte einen Aperol Spritz. Ich beobachtete die hübschen, jungen Animateure und überlegte, in welchen ich mich früher als Teenager im Urlaub verknallt hätte. Zugleich spürte ich, dass ich noch nicht richtig angekommen war und mich das ein oder andere Thema in den Gesprächen runterzog: hier wären ja fast nur Familien, kaum Single-Männer und dann dieser Sturm… Ich war etwas geknickt, dass mein Freund nicht mit mir verreist war. Aber ich wollte einfach mal weg und ans Meer!

Ich beschloss daher, ins Bett zu gehen, stieg mit meinem Rest-Aperol ins Caddy. Der eine Vater, der den ganzen Nachmittag am Strand mitsamt Frau seinem kleinen Sohn in der Sonne mit Spielzeug und Sonnenschutz hinterher gelaufen war, saß alleine und sturzbetrunken mit einem Glas Rotwein vor mir. Ich hörte es an seiner Stimme, als er mir zuprostete: „Du warst doch heute auch am Strand, Lady?! Jámas!“ Der griechische Caddy-Fahrer machte Scherze hinterm Steuer. Alle, die mitfuhren, lachten miteinander und ich dachte: Ja, auch der Familienvater war vielleicht nicht so glücklich oder überfordert oder beides – und musste abends mal alleine runterkommen. Keiner weiß, was sich hinter den Kulissen abspielt… Der lustige Fahrer rief mir beim Absetzen vor dem Zimmer augenzwinkernd zu: „Das nächste Mal musst du die Fahrt bezahlen, Lady! Gute Nacht!“ – und fuhr lachend winkend davon. Ich ging in mein Zimmer, setzte mich auf den Balkon und schaute den tollen Mond an. Ich fand mich mutig, dass ich alleine hergeflogen war.

Julia’s Lifestyle & Trends: Eine inspirierende Reise nach Kreta – der Anfang

Ich hatte seit Wochen geplant zu verreisen. Ich recherchierte in jeder freien Minute. Raus aus dem Stress der letzten Monate. Meer sehen. Im Meer schwimmen. Im April auf Mallorca war Baden mit viel Motivation machbar, aber bei den noch frischen Frühlingstemperaturen eine Herausforderung gewesen. Hallo Blasenentzündung oder lieber nicht.

Irgendwann reichte es mir mit dem aufgeschobenen Sommerurlaub. Ferien, aber dennoch Alltagsroutinen. Die Münchner waren scheinbar komplett ausgeflogen, aber ich nur zuhause?! Ich rief die Agentur an und buchte für den kommenden Tag. Ja, spontan nennt man das und das passt zu mir. Alles ist im Wandel, so wir auch.

Also flog ich nach Kreta in den neuen Club. Ich war seit vielen Jahren nicht mehr in Griechenland gewesen. Der Flug lief gut. Beim langen Transfer dachte ich zuerst: was für eine karge, unbunte Insel. Aber es dämmerte bereits und am Anreisetag herrscht meist ein ‚Overload‘ an neuen Eindrücken und Erwartungen.

Bei der Ankunft im modernen Club flogen die Türen hinter uns zu. Es stürmte wie verrückt. Ein herzlicher Sektempfang der Guest Relation, einchecken und aufgrund der späten Ankunft schnell noch zum Abendbüfett hetzen. Ich lud mir den Teller in der großen Halle voll und schlang hektisch mein Essen hinunter. Die letzten Tage hatte ich Magen-Darm gehabt, im Flugzeug noch Zwieback geknabbert, vorher in der Flughafen-Apotheke noch Unsummen für das Thema ausgegeben.

Aber jetzt lud ich mir alles rein. Die Quittung kam prompt mit einem verstörten Bauch, der zu sagen schien: willst Du mich verarschen? Also schnell einen Ramazotti an der Bar. Und es wehte. Die Haare wehten mir ins Gesicht und ich kannte noch nicht mal mein Zimmer… Würde es schön sein und hatte ich den Superior-Meerblick? Ich saß an der Bar, schaute auf die Palmen im Wind am Pool und hörte einfach der Musik zu, um ein bisschen runterzukommen.

Später fuhr mich ein Caddy zum Zimmer im Nebengebäude. Was für eine riesengroße Anlage… In den offen Fluren dachte ich an alte Westernfilme, in denen irgendwelche vertrockneten Steppenläufer durch die Einöde kullern. Die Zimmertür knallte hinter mir zu und der Wind pfiff durch alle Ritzen. In München wäre wahrscheinlich Orkanstufe ausgerufen worden. Ich war hellwach und aufgedreht. Ankunft. Aufregung. Sturm. War alles gut hier? War ich richtig hier? War ich verrückt, so spontan zu buchen? Ich schaute mich in dem schönen, hellen Zimmer um. Vom Balkon aus konnte ich nur den Mond, etwas glitzerndes Meer und ein paar Lichter des nahegelegenen Ortes sehen. Ich legte mich schlafen und hoffte, dass mich mein Bauch nicht mehr ärgerte. Auch wenn es nach Kreta kein weiter Flug war, sind solche Anreistage vom letzten Packen in der Früh, der Fahrt zum Flughafen, Warten, Fliegen, Koffer holen, Transfer und Einchecken immer anstrengend.

Ich schlief sehr gut. Am nächsten Morgen löste ich mir erst mal eine Tüte Omnibiotic in Wasser auf und lief danach im Sturm den langen Weg zum Hauptgebäude – und freute mich schon auf’s Frühstück. Ich hätte auch fahren können, aber ich wollte laufen und erste Eindrücke im strahlenden Sonnenschein von der Anlage sammeln. Die Olivenbäume und weitere Pflanzen schienen alle im 45 Grad Winkel im Wind zu liegen. Ich knotete irgendwie allle Haare in einen Dutt. Der Spaziergang glich einer Cabriofahrt.

Und kurz daruf lud ich mir wieder die Teller voll. Ich dachte an den Spruch meiner Freundin, die sagte, das seien ‚Fresshallen‘, solche Urlaube mache sie nicht mehr – ich dagegen liebe Büfetts. Die Vielfalt. Das Neue. Alles draufladen, was einen anlacht und ausprobieren: Hier ein bisschen, da noch was drauf. Alles, was man NICHT zuhause isst, wie meine Mutter immer sagte, und wie von einer Gier getrieben. Ich lief nonstop vom Tisch zum Büfett und wieder zurück. Bis ich endlich saß und aß. Und den bisher köstlichsten Orangensaft trank, den ich je getrunken habe. Und noch ein Glas… und noch einen Cappuccino. Omelett. Wassermelone und Obstsalat, Käse, ayurvedischer Tee … Und mein Magen, der nahm diese wilde Mischung am sonnigen Morgen irgendwie hin.

Julia’s Lifestyle und Trends: Müßiggang und Genuss – August 2023

Es ist wieder ein heißer Tag im August. Letztens dachte man kurz, der Herbst sei bereits eingezogen. Ich musste sogar für ein paar Tage die Heizung anwerfen und dachte: nein, das ist zu früh. Jetzt ist es seit Tagen heiß, meist auch schwül, durchzogen von einer täglichen Gewitterneigung am Abend. Abends fliegen Baumwanzen laut und unangenehm in die Wohnung, wenn sie nicht komplett verdunkelt ist.

Heute ist Feiertag und ich habe in der Früh direkt einen herrlichen Dauerlauf gemacht. Die Straßen und Wege sind weitestgehend leer. Im August sind gefühlt alle verreist. Ich begrüße die Schwanenfamilie und Graugänse, die erwartungsvoll schauen.

Dieser August wirkt oft ungewöhnlich still. Der Lärm der Schule und der Baustellen drumherum in den Straßen ist verstummt. Es ist ein bisschen wie in den Weihnachtsferien, wenn die laute Großstadt plötzlich leer und fast träge wirkt, weil die Menschen auf Reisen sind. Es ist die Ruhe vor dem Sturm (des Oktoberfests). Ab September werden wieder viele an- oder abgetörnt sein, wenn die Wiesn näher rückt. Es ist dann eine besondere Atmosphäre in der Stadt: Vorfreude gemischt mit Bauchgrummeln, weil die vielen Menschen aus aller Welt nach München strömen, um wild zu feiern. Unvorstellbar der laute Tumult bis 2019, dann die Stille während der Pandemie. Ein leises Impfen, in der Hoffnung, gesund zu bleiben oder zumindest glimpflich davon zu kommen. Was für eine Spaltung der Gesellschaft zu dieser Zeit entstanden war…

Damals habe ich voller Enthusiasmus das Unterrichten der Kinder gestartet. Mit Maske und Regelwerk. Die Kinder waren dankbar, der Gegenwind aber auch spürbar.

Bald wird es wieder laut werden in der Stadt mit einer allgemeinen Katerstimmung nach feucht-fröhlichem Feiern. In Köln ist es der Karneval, in München die Wiesn. Aber jetzt ist die Ruhe da, die Zeit der kalten Salate und Bowls, Erfrischungsgetränke, kalten Duschen, Schwimmbäder, Seen, Cabrios, Vespas und Eisbecher.

Lifestyle & Trends: Den Sommer mit 3 G’s genießen!

Was soll die eigenartige Überschrift?! Corona hat für viele neue Begriffe und Abkürzungen bei Google und auch sonst so gesorgt: AHA. Stiko. Delta-Variante. Während das 3G-Mobilfunknetz offenbar abgeschaltet wird, gibt es aufgrund der Pandemie jetzt neuerdings ‚3G-Regeln‘. Es ist wirklich verwirrend.

Nachdem ich wochenlang auf einen Impf-Termin gewartet und die Tage zuvor schon mit den Hufen gescharrt habe, scheint jetzt – kurz nach meinem ersten ‚Shot‘ – mehr als genug Impfstoff vorhanden zu sein. Ich hatte es irgendwie geahnt: Wenn die Ware knapp ist, wollen sie gefühlt alle. Ich habe auch viele verrückte Geschichten gehört, was Leuten alles eingefallen ist, um sich vorzudrängeln. Kaum ist aber genug Vakzin da, lese ich in den Medien bereits von Impfmüdigkeit und vielen abgesagten Terminen.

Übrigens kenne ich auch Leute, die sich (noch) nicht impfen lassen wollen. Ich finde, jeder muss das für sich entscheiden, weil keiner hisichtlich der Konsequenzen oder Zukunft in die Glaskugel schauen kann. Das ist hier nur mein persönlicher Erfahrungsbericht:

Vor meinem Termin war ich also richtig aufgeregt, hatte vorher 10 Mal in der Praxis angerufen und gefragt, was ich davor und danach alles beachten müsste. Mein Freund holte mich dann auf den letzten Drücker zuhause ab, was mich wahnsinnig machte. Ich war hysterisch, wir schrien uns im Auto an, weil ich dachte, wir kämen zu spät. Wir beschlossen dann auch, uns deswegen zu trennen.

Ich war auf die Minute pünktlich in der Praxis, aber gestresst. Während des Termins saßen alle unglaublich still und ehrfürchtig in der Praxis. Die Ärztin schwebte fömlich mit den Spritzen auf einem nierenförmigen Tablett von einem Zimmer zum anderen. Ich hatte das Gefühl, als sei man zur Verkostung des teuersten Champagners geladen. Als ich einige Minuten später die Nadel im Oberarm spürte, gingen mir alle möglichen Verschwörungstheorien durch den Kopf (und wenn die plötzlich doch recht hatten?). Wahrscheinlich fühlte ich mich deswegen direkt nach der Impfung, als hätte ich ein Glas Prosecco gekippt. Ein bisschen ‚dizzy‘, ein bisschen wie auf Eiern laufend.

Und während ich auch ein bisschen aus der Praxis schwebte, dachte ich: War mein Freund wirklich weggefahren? Gestritten, geimpft und jetzt getrennt? Ich rief ihn an und er saß doch im Café um die Ecke. Ich hatte unglaublich Lust auf Cappuccino – also gleich auf zwei hintereinander. Es hatte sich noch eine Bekannte zu uns gesellt. So konnten wir dann auch nicht mehr streiten.

Abends lud er mich zum Essen ein. Ich hatte nun Appetit auf einen alkoholischen Sommerdrink, verkniff mir den aber. Stattdessen genoss ich es einfach, draussen zu sitzen. Was für ein Geschenk es nach dem langen Winter und nassen Frühling war, in Bayern seit Mitte Mai wieder die Außengastronomie genießen zu können. Da Urlaub aktuell noch kein Thema war, verpürten wir bei den leckeren Tapas ein bisschen Ibiza- oder Mallorca-Feeling.

Tapas und alkoholfreier Hugo

Viele hatten mir erzählt, dass sie nach der Impfung total müde waren. Ich hingegen schlief total unruhig. Ich nenne dieses Phänomen den ‚Autofahrschlaf‘: Man schläft oder döst, träumt lauter Nonsense. Es ist nicht richtig erholsam, weil man nach jedem Traum wieder aufwacht. Ich dachte dann nachts um 3 Uhr, dass mich die Tapas nicht richtig gesättigt hatten und ich mich schon auf meinen Morgenkaffee und ein leckeres Frühsück freute. Wir wachten Stunden später bei schönstem Sommerwetter auf und ich fühlte mich – um meinen Text mit dieser Alliteration zu beenden – geimpft, gut und glücklich.

Julias Trends – Frühlingsgefühle 2021

Der Winter war lang, der Winter war richtig kalt. Der Lockdown wurde zu einem wahren ‚Flockdown‘, in dem ich bei Schneefall meine goldenen Moonboots angezogen habe (und in meiner Vorstellung durch das mondäne St. Moritz stapfte – nach einem herrlichen Skifahrtag wohlgemerkt, mit Pulverschnee und Sonnenschein und am Besten einem Glas Champagner in der Hand). Die Realität war der Spaziergang auf einem vereisten Kanal oder rund um den Kleinhesseloher See im Englischen Garten mit meinem Freund und der Frage: Wo gibt es hier was Warmes zu Trinken? Umringt von Polizeiautos, die über all das wachten. Und ich habe diese Momente in der verschneiten Natur dennoch genossen – und die heiße Schokolade zuhause bei Kerzenschein.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich habe mal gelesen, dass sich auch manche Pflanzen an eine ganz enge Umgebung anpassen, sich aber natürlich nur bedingt in Pracht und Blüte entfalten. Manchmal dachte ich daher im Winter, meine Hintern würde mit der Couch oder meinem Schreibtisch-Stuhl zusammenwachsen oder ich würde wie ein Tiger im Zoo hin und her laufen. Abgesehen von ein paar Mini-Pfündchen mehr auf der Hüfte konnte ich der winterlichen Trägheit und all den Ausgangsbeschränkungen mit kreativen Aufgaben, inspirierenden Büchern und täglichen Spaziergängen entgegenwirken. Und die Gitter und Käfige, die sind bekanntlich nur in unseren Köpfen.

Nachts träumte ich wiederholt von ungeahnten Urlauben am Meer und dem gleichzeitigen Gefühl, meinen Rückflug zu verpassen. Ein Klassiker. Sigmund Freud dürfte das weiter für mich analysieren, aber den gibt es nicht mehr. Zwischenmenschlich fand ich das erste Quartal teilweise auch sehr herausfordernd. Wer tut mir gut, wer zieht mich weg von mir selbst? Wer kritisiert alles und ständig? Und wer hat eigentlich keinen Platz mehr in meinem Umfeld und in meinen Gedanken verdient, weil er/sie ständig über mich urteilt? Und die Antwort lautete ganz klar: Raus aus dem Quark an Negativität. Vergeben und tschüss – keine weiteren Fragen! (Und klar, das dauert, es passiert nicht über Nacht, aber ich habe gelernt, dass man aus den schlimmsten Tiefen mit enormer Kraft herausgeht!)

Blütenpracht 2021

Und jetzt endlich: Frühling, Wärme, die Natur blüht auf! Wachstum! Ich liebe das frühmorgendliche Vogelgezwitscher, die Zeitumstellung auf mehr Licht am Abend. Ich mag in der Früh das Warnsignal des Rückwärtsgangs der Müllabfuhr und das orangene Licht, das sich durch die aufwachende Straße blinkt und den einen Mitarbeiter, der seit Jahren hochschaut, um mir zu winken und mich zu begrüßen. Doch während ich wie Ernie aus der Sesamstraße meinen Blumenkasten vor mir habe und es darin wächst und gedeiht, hat dieser Ablauf was noch Schöneres. Das Rotkehlchen singt sich auf dem Baum nebenan die Seele aus dem Leib (und so weiß ich, dass sich eben doch alles weiterentwickelt)und während ich eine Instagram-Story mache mit eben diesem Gesang, singt es danach noch lauter, wenn ich die Story mit Ton auf dem Balkon abspiele. Ist das gemein, das Rotkehlchen so hinter’s Social-Media-Licht zu führen? Ahahaha, nein, ich habe das Handy gleich wieder weggetan 😉

Der Postbote begrüßt mich wenig später fröhlich auf dem Fahrrad, wenn ich verschwitzt an ihm – wegen den Mini-Pfündchen – vorbeijogge. Wie geht’s Dir? fragt er mich mit seinem spanischen Akzent. Und das so voller Interesse.

In unserem Hausflur höre ich ihn normalerweise laut spanisch telefonieren, während die Briefkästen klappern. Er versprüht Energie und Lebensfreude, während Corona immer noch vieles lahm legt.

Ja, es ist diese klitzekleine Frage, die so wichtig geworden ist. Statt dessen habe ich in den letzten Wochen so oft erlebt, wie sich manch einer noch über andere lustig macht oder herabwürdigt. Braucht es Arroganz, Feindseligkeit und Aggression in so einer Zeit? Wie viel geiler ist gegenseitiges Interesse und Fürsorge – echtes Wohlwollen!

Ich mochte schon immer das amerikanische ‚Hey, how are you?‘ Es ist das Interesse am anderen, das fröhlich Motivierende. Viele kritisieren dies als Floskel. Es ist vielleicht dort die rhetorische Frage, die ein automatisches ‚Danke, gut‘ erwartet. Aber gerade bei so einem Dauer-Lockdown ist es so wichtig, das Gute im Kleinen zu sehen. Es ist der Beginn eines Gesprächs, während sich manch einer vor Angst komplett isoliert und einsam fühlt. Wir brauchen einander, bei aller Eigenverantwortung. Und während die Corona-Mutante das Osterfest oder die Zeit danach zu vermiesen droht, sind ein Lächeln oder Zuwinken, das miteinander Reden und das simple ‚Wie geht’s Dir (wirklich)?‘ zu einem kleinen wertvollen Frühlings-Bonbon für mich mutiert.

Während ich die Natur um mich herum aufblühen und ohne den gefühlten Käfig an Einschränkungen aufbrechen sehe, denke ich: wir könnten uns ein Beispiel an ihr nehmen, indem wir die Sonne genießen, groß und weit, süß statt bitter denken – und das alles als eine Herausforderung für unser persönliches Wachstum betrachten.



Julia’s trends – Silvester 2020

So so, das ist also Silvester 2020. Es wirkt gerade so still. Mein Weihnachtsbäumchen leuchtet auf dem Balkon. Ab und zu höre ich einen Knaller in der Nachbarschaft. Das ist doch verboten. Ja, ein Jahr der Verbote: Tun Sie nicht dies oder lassen Sie das.

Bleiben lassen. Nicht tun. Besser nicht. Das darf man nicht. Das C-Wort kann ich nicht mehr hören und zugleich habe ich viel Respekt vor dem Virus. Meine FFP2-Maske macht mir gefühlt Segelohren und dennoch habe ich mich jetzt besser gefühlt, sie zu tragen. Ich schütze andere und bin geschützt vor anderen. Und sobald mir die Nase juckt oder der Hals kratzt dieses Jahr, kommen schlimme Befürchtungen auf. Diese Creme riecht komisch oder habe ich das Symptom Geruchsstörungen?

Beim Schauen meiner Lieblings-Weihnachtsfilme im Dezember habe ich mich gewundert, dass die Schauspieler in überfüllten Bars standen und Feste feierten. Oh Gott, so viele Menschen am Flughafen? Und im nächsten Moment: Wie selbstverständlich vieles für uns war, was jetzt besonders und mit Sehnsucht erfüllt ist. Der Mensch braucht Liebe, Wärme, Kommunikation. Und jetzt läuft es oftmals so distanziert zwischen uns und dieses ‚Abstand halten‘ fällt manchmal verdammt schwer.

Was hätten wir gemacht, wenn man das vorher gewusst hätte? Hätte der ein oder andere vorher sein gesamtes Geld 2019 in eine Mega-Super-Traumreise investiert oder vorher ein Haus mit Pool gekauft oder wäre gleich ans Meer oder in die Berge oder sonstwohin gezogen – irgendwo so ganz idyllisch und praktisch virenfrei? ‚Hätte‘ und ‚wenn‘ – in der Psychologie werden diese Begriffe gern ganz gestrichen, weil sie nichts bringen. Außer man möchte schlecht drauf sein. Und das ist sowieso für gar nichts gut. Wer will schon Gejammere hören und mit Pessimismus konfrontiert werden, wenn man selbst genervt ist? Und wenn man nicht genervt ist, zieht es einen trotzdem runter.

Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Leuten, die diese gesunde Mischung aus Realitätsnähe und grenzenlosem Optimismus ausstrahlen. Die den Humor behalten und genau so mitfühlend sein können. Die sich nicht (lange) mit in den Jammermodus begeben, wenn einer quakt. Sondern die sagen: Wo ist das Problem? Gemeinsam finden wir eine Lösung! Die einem liebevoll in den Hintern treten und motivieren, wenn man sich im Kreis dreht.

Dieses Jahr habe ich von allen Seiten alle möglichen Meinungen gehört. Natürlich sorgt das für Irritation. Ich selbst habe bisher meinen Weg gefunden, mit der Situation umzugehen. Ich entscheide selbst, auf wessen Rat ich höre. Das Jahr war kein Leichtes. Und jetzt würde ich mir heute Nacht schon gern ein schönes Feuerwerk ansehen. Geht dieses Jahr halt nicht. Und vielleicht ist es auch nicht so schlimm. Manche Menschen schließen vom Silvesterabend auf ein ganzes Jahr. Das halte ich für einen Fehler.

Vor drei Jahren habe ich an Silvester einen kurzen, aber fiesen Magen-Darm-Virus gehabt. Tee und Cracker statt Scampi und Sekt. Um Mitternacht wollte ich kurz das Feuerwerk anschauen und bin dann nur schwach ins Bett zurückgefallen. Na, wenn das Silvester schon so ein Sch… war, wie soll das weitergehen? Doch das Jahr wurde aufregend, schön und vielseitig. Und ich habe ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen und viel Kraft bewiesen. Wer hätte das gedacht?

Ich habe in diesem Jahr 2020 vor allem gelernt, dass das Herz und der Bauch bzw. die eigene Intuition meist die besten Wegweiser sind. Statt Worte der Angst möchte ich viel mehr Optimismus, Fröhlichkeit, Zuversicht, Spaß, Dankbarkeit, Kreativität, Hoffnung und Liebe hören und spüren, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Kreativ sein heißt für mich einfach auch: das Beste aus dem zu machen, was man zu Verfügung hat. Und dann neue Ideen zu entwickeln. In so einem Modus ist es doch viel leichter, weiter an seine schönsten Träume zu glauben und dafür (vor allem innerlich und dann step by step) loszustarten. In diesem Sinne wünsche ich Euch mit einem älteren Foto eines wunderschönen Feuerwerks: Happy 2021!!!


Lifestyle & Trends – Ein Sommerbesuch im Jahr 2020 während Covid 19

Die Nachrichten berichteten von zunehmender Trockenheit in Deutschland. Nur hier im Süden merkte man davon nicht allzu viel. Es regnete gefühlt ständig. Meine Tomatenpflanzen und Kräuter wuchsen empor, alle freuten sich auf den Sommer und ich wollte einfach endlich mal raus. Freiheit. Ich sehnte mich nach Sonne, Strand und Meer. Aber es sollte für mich erst mal keinen Meer-Urlaub geben, während einige meiner Freunde schon fleißig ihre Reisen planten. Bei mir gab es zu viel anderes zu klären. Meine größte Reise diesen Sommer war deshalb ein Besuch in der Heimat bei meiner Mom, die ich wegen Corona seit Monaten nicht gesehen hatte. Ein Dozent von mir hat mal gesagt: ‚Halte die Menschen in Verunsicherung, dann bleiben sie aktiv.‘ Ich finde den Satz sehr bezeichnend und es steckt viel Wahrheit darin. Corona ist so eine Verunsicherung, dass es vielen Menschen schon rein gedanklich und über all die geschürten Ängste teilweise schon die Luft zum Atmen nimmt.

Dieser Text soll das Gegenteil bewirken. Deshalb erzähle ich Euch mehr über diese kleine Reise.

Das Wetter war endlich auf unserer Seite, als wir den Besuch planten. Wir hatten das uns bekannte Boutique-Hotel gebucht. Ein bisschen mit Südfrankreich-Charme. Ich freute mich schon wie ein Schnitzel, über die Autobahn zu rauschen. Wenigstens das. Mal wieder am Steuer sitzen. Durchstarten. Ich liebe Autofahren. Wir genossen die Fahrt und ich die Vorfreude. Und auch bei unserer Ankunft war das schönste Sommerwetter. Wir wollten nur schnell ins Hotel einchecken und dann weiter zu meiner Mutter. In dem ausgewählten Hotelzimmer herrschte schon mittags Backofenhitze. Bei solchen überhitzten Zimmern muss ich immer sofort an den Film ‚Der Liebhaber‘ denken. Bei uns stand allerdings nur ein unsexy Plastik-Ventilator auf dem Boden. Trotzdem hatten wir so schöne Erinnerungen an unsere Aufenthalte dort und dachten: Ach, was soll’s, die eine Nacht…

Mit verschiedenen Törtchen aus dem Lieblings-Café meiner Kindheit und Coffee to go fuhren wir zu meiner Mama. Ich freute mich so, sie endlich zu sehen. Die Pflegerin fürchete sich besonders vor Corona und so betraten wir die Wohnung mit Mundschutz und ‚Winke Winke‘ zur Begrüßung. Sofort ging es auf den Balkon raus, damit jede Bazille sich in der frischen Sommerluft verflüchtigen konnte. Covid 19 – Sommer 2020. Kaum saßen wir auf dem Balkon, ließ eine kräftige Böe den riesigen Sonnenschirm von der obersten Etage davonsegeln. Glücklicherweise wurde keiner erschlagen, unten vor dem Haupteingang. Der Mann rannte schon eilig das Treppenhaus hinunter. Alle in Angst vor Corona und dann treibt ein riesiger Sonnenschirm sein Unwesen…. aber es passierte nichts und wir aßen wenig später fröhlich und unter dem festgebundenen Schirm unsere Törtchen. Kindheitserinnerungen. Dieses verdammt süße Nusstörtchen mit der goldenen Haselnuss auf dem klebrigen Zuckerguss. Köstlich wie immer.

Abends waren wir zum Essen mit Freunden verabredet. Wir genossen diesen lauen Sommerabend in vollen Zügen mit ebenfalls delikatem Essen und viel Wein. In der Nacht, leicht betrunken und erschöpft von dem ereignisreichen Tag, betraten wir unser Hotelzimmer. Es war so unerträglich heiß. Und ich dachte: Ok, ein paar Stunden Schlaf und dann in die nächste Kindheitserinnerung hüpfen: Das herrliche Schwimmbad, in dem ich quasi groß geworden bin.

Irgendwie schliefen wir mehr oder weniger ein paar Stunden. Wir wälzten uns hin und her. Wie zwei an den Strand gespülte Fische schnappten wir nach frischer Luft. Ich träumte von der großen Wasserrutsche, die mich schon als Kind ins erfrischende Wasser spülte… bis ich von den Autos, die am Hotel vorbei brausten, wieder aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich sprang auf und zerrte den Mann erst zum Frühstück (ja, auch dieses war durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt) in der Morgensonne und dann in jenes Schwimmbad. Ach, Julia, muss das heute sein? Ja, wann den sonst! Meine Mom erwartet uns erst in drei Stunden.

Ich hatte richtig Herzklopfen, als wir dorthin fuhren. Vor dem Eingang roch ich diesen bekannten Schwimmbad-Chlorgeruch. Ich freute mich auf den Blick über die Stadt. Es war gerade mal 9 Uhr und total leer. Nur wir, ein paar Leute, das gepflegte große Luxus-Bad über den Weinbergen und mit Blick über die gesamte Stadt und den Taunus. Er wollte skeptisch bleiben, aber ich merkte, wie er sich wohlfühlte und es dort genoss, aber es nicht zugeben wollte. Wir schwammen brav unsere Bahnen – mit Abstand – und sonnten uns anschließend auf den warmen Steinen. Herrlich. Der Sommer war noch in den Startlöchern. Alles wirkte so frisch und klar.

Danach wollte ich plötzlich zum Friedhof, was ich sonst nie will. Es war mir plötzlich ein riesiges Anliegen, auch das Grab meines Vaters zu besuchen. Julia, muss das heute auch noch sein? Ja, wann denn sonst? Ach komm, bitte… Ich kaufte vorher eine seiner Lieblingspflanzen, um sie dort einzusetzen. Normalerweise bin ich am Grab total verspannt, fühle mich unwohl. Vielleicht lag es an meiner Begleitung, aber an diesem Sommertag brachte mich eine skurrile Situation auf dem Friedhof dort erstmals zum Lachen. Erst dachte ich beschämt, das dürfte man nicht. Aber ich fühlte mich zum ersten Mal nicht alleine an diesem Stein, wo ich schon so viel geweint hatte. Wir machten alles sauber und wieder schön. Wir konnten ein bisschen Humor gepaart mit Liebe dorthin bringen. Und mein unerwartetes Lachen war ein total befreiender Moment für mich. Als würde ich innerlich Ketten sprengen und sich eine fette, ätzende Blockade lösen. Und ich hatte das Gefühl, mein Vater hätte mit uns gelacht. Er hätte sich gefreut, dass wir die Tristesse, Trauer und Tragik mit Humor vertreiben konnten, denn er hätte es genau so getan und sich gewünscht, dass dies passiert.

Erleichtert und beschwingt fuhren wir zurück zu meiner Mutter. Und wir schwärmten von dem, was wir in der kurzen Zeit alles unternommen hatten. Wir genossen die gemeinsame Zeit, konnten sie aufheitern und unterhalten. Das Wetter hätte schöner nicht sein können, die Backofen-Nacht schnell vergessen. Ich ließ es mir nicht nehmen, sie doch zu umarmen und zu küssen. Mein Herz sagte das. Und wir brauchten das. Das Leben und die schönen Momente genießen, aufsaugen. Sich zeigen, nach der monatelangen Distanz, dass man sich liebt und trotzdem voller Rücksicht auf den anderen ist. Es war ein Besuch, der meinen Sommer ohne Urlaub besonders gemacht hat. Eine Reise in die Kindheit und Jugend. Eine Reise durch Erinnerungen und auch Trauer. Chlorgeruch vom Poolwasser in der Nase, Nusstörtchen-Geschmack im Gaumen und dabei insgesamt von der Sonne und den Liebsten geküsst. Vielleicht anders, aber fast so schön wie ‚Strand und Meer‘ oder gar wertvoller?!

Ein Besuch bei Mama, welcher mit Mundschutz und Desinfektionsgel begann und mit Dankbarkeit darüber endete, dass ich wenigstens sie noch richtig umarmen konnte. Auf der langen Rückfahrt hatte ich noch das verschmitzte Lächeln meines Vaters vor Augen.

Vielleicht ist das die besondere Kunst im Leben: Schwere in Leichtigkeit zu verwandeln. Vorsicht und Ängste mit Liebe zu ummanteln. Komplett auf sein Bauchgefühl und die Intuition zu vertrauen. Und letztendlich aus jedem Drama auch eine Komödie schreiben zu können.

Trends 2020 … stay at home!!! Eine Zwischenbilanz / Part II

Ende März bekamen mein Balkon und Blumensamen eine völlig neue Bedeutung. Das Wetter war vielfach sonnig, was wohl für die Meisten unter uns eine kleine Belohnung für das ’staying at home‘ war und ein wenig zuversichtlich stimmte.

Im Drogeriemarkt hatte ich lauter kleine Tütchen mit Saatgut gekauft und so säte ich die kleinen Hoffnungsträger in Gefäßen auf meiner warmen Fensterbank aus. Die Nächte waren noch sehr kalt, aber die ersten Frühlingsboten ließen grüßen. Ich überlegte, wie ich die Zeit noch möglichst kreativ nutzen konnte. Aus der Nachbarwohnung hörte ich täglich Diskussionen einer Telefonkonferenz. Home office.

Meine Hände waren von dem vielen Gewasche schon ziemlich strapaziert. Täglich lief ich mit meiner tapfer ergatterten Sprühdose durch die Wohnung, um Türklinken zu desinfizieren. Von den täglichen Vitamin C Tabletten reagierte mein Magen natürlich sauer. Wenn ich ein leichtes Halskratzen spürte oder mehrmals am Tag niesen musste, geriet ich schnell in Panik und war erleichtert, wenn es am nächsten Tag wie von selbst verschwunden war. Oder ich draussen die Unmengen an Blütenpollen durch die Luft fliegen sah und mir Bekannte berichteten, dass gerade dieses Jahr ihre Allergie aufgrund der trockenen Witterung besonders übel ausfiel.

Ach ja, und ich rollte ab und zu morgens die Yogamatte aus, um mich zu stretchen, weil diese Zeit auch einlud, mehr zu essen und sich weniger zu bewegen. Mein Freund holte öfter Abendessen bei einem unserer Lieblingslokale und gleichzeitig vermissten wir es, uns aufzustylen, um schön auszugehen und zu tanzen. Die Gastronomen, die wir gut kannten und ihre To-go-Tüten in ihren leeren Lokalen schnürten, taten mir in dieser Zeit einfach leid.

Beim Spazierengehen hatte man schon Angst, die Polizei könnte einen ermahnen. Die Straßen waren ungewohnt leer. Nur in den Parks schienen die Menschen brav hintereinander her zu maschieren – auf Abstand. Fast jeder, der einem entgegen kam, beäugte einen kritisch, so nach dem Motto: Bist Du eine potentielle Gefahr? Eine Virenschleuder? Im Supermarkt wurde ich ungewollt schnippisch, sobald mir jemand zu nahe kam. Zukunfts- und Existenzängste kamen zu der Angst hinzu, sich anzustecken. Es waren immer die Gespräche mit den lieben Menschen um mich herum, die mir Energie und Zuversicht gaben, während ich weiterhin mehrmals täglich den Worldometer kontrollierte und sich in den sozialen Netzwerken die Menschen entweder weiter in Unruhe versetzten, das Virus abtaten oder sich in Zuversicht und Gelassenheit übten.

Meine Pflänzchen keimten und wuchsen – nebenher war ich so kreativ wie möglich. Ich überlegte, welche Branchen jetzt besonders vielversprechend waren. Und ich ertappte mich dabei, die Menschen zu beneiden, die von dieser Krise profitierten, ohne jemandem zu schaden oder politisch unkorrekt zu handeln. Zum Beispiel die eine erfolgreiche Youtuberin, deren Yoga-Videos ich anschaute und mitübte, um zuhause irgendwie aktiv zu bleiben. Oder die junge Mutter im Nachbarhaus, die ich jeden Tag vom Fenster aus im Frühlingserwachen mit ihrem Neugeborenen sah – eine liebevolle Harmonie ausstrahlend – während die Welt aus den Fugen geraten war. Und dann die Berichte über all die Multi-Millionäre, die in engen kleinen Zimmern oder Garagen damals ihre Ideen zusammenbastelten und große Visionen verfolgten, als keiner an sie glaubte und später rasant an allen vorbeizogen, die sie belächelt hatten.

Ich ging dann wieder raus, spazierte durch die Natur und schaute nach frischen Blütenzweigen, die meine Wohnung mit Farbe und Frühlingsduft erfreuten. Doch die geniale Idee, die Eingebung, wie ich diese Zeit des Abwartens und Vorsichtigseins in eine Zeit des kompletten Neu-Durchstartens umwandeln könnte, blieb aus. Viel häufiger plagten mich Gedanken, warum ich gewisse Möglichkeiten nicht bereits vorher genutzt hatte. Doch wer hatte ahnen können, dass ein Virus die Menschen auf der ganzen Welt derart beeinflussen und die Weltwirtschaft aus dem Tritt bringen würde? Wer hatte gedacht, dass ein Mundschutz im Alltag eine solche Bedeutung bekommen würde? Und dass es sich in den ersten Tagen anfühlte, als würde einem eben dieser die Luft zu Atmen nehmen, weil es einfach beklemmend war.

Wenn ich mal in den Bedauer-Jammer-Modus fiel und mir zuhause den Mundschutz wieder wegriss, fand ich tatsächlich eine innere Ruhe, wenn ich die kleinen Tomatenpflänzchen und Kräuter umtopfte und sie weiter wachsen sah. Oder einen Erdbeerkuchen zubereitete. Oder noch mal Joggen ging. Und endlich mal wieder ein farbenfrohes Bild in Acrylfarben auf Leinwand malte.

‚Flamingo’/ April 2020 / Acryl auf Leinwand 40 x 50 cm

Mich an den kleinen Dingen zu erfreuen, habe ich vor allem zwei Personen zu verdanken, die mir mit ihrer positiven Lebenshaltung genau diese Kraft mitgegeben haben: Das Beste aus einer Situation machen. Die Natur schätzen. Sich gesund ernähren, ohne auf Genuss zu verzichten. Sich bewegen und aktiv bleiben. Und möglichst immer seinen Humor und sein Lächeln behalten, um es als gute Energie seinem Umfeld zu schenken. Und auch wenn es nicht immer gelingt: Je öfter ich an die Einstellung dieser zwei geliebten Menschen denke, desto schneller hellt sich eine dunkle Situation auf und hilft mir, aus einem gefühlten Drama auch wieder eine Komödie zu schreiben.

Und dann, es war wie ein kleines Fest, als wir Ende Mai in unserem Lieblingsitaliener endlich wieder vor Ort speisten: Das Duetto aus Spaghetti-Scampi und Trüffel-Tagliatelle waren ein kulinarischer Hochgenuss. Neben uns am Tisch war ein Schild platziert: Reserviert für Corona.

P.S. Mittlerweile ist der Mundschutz für mich wie der der Schal im Winter. Was mir nur wirklich oft fehlt, ist das Lächeln, das man sich beim Einkaufen schenkt. Weil es uns Menschen verbindet und aufbaut. Das müssen dann eben der Blickkontakt und schöne Worte ausgleichen.