So so, das ist also Silvester 2020. Es wirkt gerade so still. Mein Weihnachtsbäumchen leuchtet auf dem Balkon. Ab und zu höre ich einen Knaller in der Nachbarschaft. Das ist doch verboten. Ja, ein Jahr der Verbote: Tun Sie nicht dies oder lassen Sie das.
Bleiben lassen. Nicht tun. Besser nicht. Das darf man nicht. Das C-Wort kann ich nicht mehr hören und zugleich habe ich viel Respekt vor dem Virus. Meine FFP2-Maske macht mir gefühlt Segelohren und dennoch habe ich mich jetzt besser gefühlt, sie zu tragen. Ich schütze andere und bin geschützt vor anderen. Und sobald mir die Nase juckt oder der Hals kratzt dieses Jahr, kommen schlimme Befürchtungen auf. Diese Creme riecht komisch oder habe ich das Symptom Geruchsstörungen?
Beim Schauen meiner Lieblings-Weihnachtsfilme im Dezember habe ich mich gewundert, dass die Schauspieler in überfüllten Bars standen und Feste feierten. Oh Gott, so viele Menschen am Flughafen? Und im nächsten Moment: Wie selbstverständlich vieles für uns war, was jetzt besonders und mit Sehnsucht erfüllt ist. Der Mensch braucht Liebe, Wärme, Kommunikation. Und jetzt läuft es oftmals so distanziert zwischen uns und dieses ‚Abstand halten‘ fällt manchmal verdammt schwer.
Was hätten wir gemacht, wenn man das vorher gewusst hätte? Hätte der ein oder andere vorher sein gesamtes Geld 2019 in eine Mega-Super-Traumreise investiert oder vorher ein Haus mit Pool gekauft oder wäre gleich ans Meer oder in die Berge oder sonstwohin gezogen – irgendwo so ganz idyllisch und praktisch virenfrei? ‚Hätte‘ und ‚wenn‘ – in der Psychologie werden diese Begriffe gern ganz gestrichen, weil sie nichts bringen. Außer man möchte schlecht drauf sein. Und das ist sowieso für gar nichts gut. Wer will schon Gejammere hören und mit Pessimismus konfrontiert werden, wenn man selbst genervt ist? Und wenn man nicht genervt ist, zieht es einen trotzdem runter.
Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Leuten, die diese gesunde Mischung aus Realitätsnähe und grenzenlosem Optimismus ausstrahlen. Die den Humor behalten und genau so mitfühlend sein können. Die sich nicht (lange) mit in den Jammermodus begeben, wenn einer quakt. Sondern die sagen: Wo ist das Problem? Gemeinsam finden wir eine Lösung! Die einem liebevoll in den Hintern treten und motivieren, wenn man sich im Kreis dreht.
Dieses Jahr habe ich von allen Seiten alle möglichen Meinungen gehört. Natürlich sorgt das für Irritation. Ich selbst habe bisher meinen Weg gefunden, mit der Situation umzugehen. Ich entscheide selbst, auf wessen Rat ich höre. Das Jahr war kein Leichtes. Und jetzt würde ich mir heute Nacht schon gern ein schönes Feuerwerk ansehen. Geht dieses Jahr halt nicht. Und vielleicht ist es auch nicht so schlimm. Manche Menschen schließen vom Silvesterabend auf ein ganzes Jahr. Das halte ich für einen Fehler.
Vor drei Jahren habe ich an Silvester einen kurzen, aber fiesen Magen-Darm-Virus gehabt. Tee und Cracker statt Scampi und Sekt. Um Mitternacht wollte ich kurz das Feuerwerk anschauen und bin dann nur schwach ins Bett zurückgefallen. Na, wenn das Silvester schon so ein Sch… war, wie soll das weitergehen? Doch das Jahr wurde aufregend, schön und vielseitig. Und ich habe ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen und viel Kraft bewiesen. Wer hätte das gedacht?
Ich habe in diesem Jahr 2020 vor allem gelernt, dass das Herz und der Bauch bzw. die eigene Intuition meist die besten Wegweiser sind. Statt Worte der Angst möchte ich viel mehr Optimismus, Fröhlichkeit, Zuversicht, Spaß, Dankbarkeit, Kreativität, Hoffnung und Liebe hören und spüren, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Kreativ sein heißt für mich einfach auch: das Beste aus dem zu machen, was man zu Verfügung hat. Und dann neue Ideen zu entwickeln. In so einem Modus ist es doch viel leichter, weiter an seine schönsten Träume zu glauben und dafür (vor allem innerlich und dann step by step) loszustarten. In diesem Sinne wünsche ich Euch mit einem älteren Foto eines wunderschönen Feuerwerks: Happy 2021!!!
